Überwindung der Angst
Jun 24, 2024Überwindung der Angst: Ein psychodynamischer Zugang zur Behandlung von Angststörungen bei Kindern
Annas Welt: Ein Kampf mit der Angst
Anna begann ihre Therapie mit den typischen Symptomen einer Angststörung: ausgeprägte Sorgen, insbesondere bezüglich der Schule, Schlafprobleme und Kopfschmerzen ohne medizinische Grundlage. Doch diese Symptome waren nur die Spitze des Eisbergs einer viel tieferen Geschichte emotionaler unbewusster Ängste, die Annas Leben überschatteten.
Der psychodynamische Ansatz: Das Unbewusste aufdecken
In der psychodynamischen Therapie betrachteten wir Annas Angst nicht isoliert, sondern als Symptom tiefer liegender psychischer Konflikte. Annas Ängste schienen teilweise in den familiären Dynamiken verwurzelt, besonders in ihrer Rolle innerhalb der Familie und den wahrgenommenen Erwartungen ihrer Eltern.
Tiefere Strukturen der Angst verstehen
Die Behandlung bot Einblicke in die Selbstentwicklungsdefizite von Annas Ich, das sich in einer reduzierten Fähigkeit äußerte, ein inneres Sicherheits- und Haltgefühl zu entwickeln. Wie viele Menschen mit einer generalisierten Angststörung hatte Anna nicht ausreichend sicherheitsgebende Bindungserfahrungen verinnerlicht. Das deutet auf widersprüchliche Beziehungserfahrungen mit primären Bindungspersonen hin – besonders ihre Mutter kämpfte selber mit Ängsten.
Annas Hauptanliegen war die Nähe zu ihrer Familie. Sie hegte Ängste, dass ihren Eltern etwas zustoßen könnte, und sah Trennungen als bedrohlich an. Solche Ängste machten den Schulbesuch zur Qual und verstärkten ihr Bedürfnis nach ihrem realen "sicheren Ort" zu Hause. Sie besuchte auch nicht gerne Freundinnen.
Diese Trennungsangst entpuppte sich als tiefe, bedrohliche Angst, sich selber zu verlieren. Sie suchte nach absoluter Sicherheit, die ihr jedoch niemand garantieren konnte. Ihr nahes Anliegen war auch die physische Anwesenheit ihrer Eltern und besonders der Mutter. Dies überforderte ihr nahes Umfeld zunehmend.
Einbeziehung der Eltern in den Therapieprozess
Die Integration von Annas Familie, insbesondere ihrer ängstlichen Mutter, in den Therapieprozess war entscheidend. Annas Mutter engagierte sich aktiv im Therapieprozess und arbeitete an ihren eigenen Ängsten, was für die Behandlung entscheidend war. Die elterliche emotionale Übertragung von Angst spielte eine zentrale „unbewusste“ Rolle in der Aufrechterhaltung von Annas Angstsymptomen.
Annas Mutter zeigte eigene Verlustängste. Immer wieder hatte sie Angst, dass ihre Mutter, also Annas Oma, versterben könnte. Das Thema Sterblichkeit ließ die Mutter im Affekt erstarren. Letztlich kam es tatsächlich dazu, dass die Großmutter unerwartet verstarb. In einer gemeinsamen Sitzung mit Anna und ihrer Mutter imaginierten die beiden zusammen einen inneren sicheren und geborgenen Ort für die Oma. In der hypnotherapeutischen Sitzung stellten sie eine innere Verbindung zur Oma her. Die verbindende Liebe in der Familie zur Verstorbenen, aber auch zwischen Anna und ihrer Mutter, war wirklich spürbar. Dies war ein tröstlicher und heilender Prozess. Als Therapeutin solche Momente begleiten zu dürfen, ist auch ein wahres Geschenk.
Vertiefung der elterlichen Einsichten
Durch zusätzliche gezielte Sitzungen, die sich in der Elternarbeit darauf konzentrierten, die gesamtfamiliäre Dynamik zu verstehen und damit auch Annas Ängste, wurden die Eltern gestärkt. Sie konnten lernen, ihrer Tochter mehr Sicherheit zu geben und sie auch zu ermutigen, eigenes Neues auszuprobieren. Dadurch entstand in der Familie mehr Leichtigkeit und innere Freiheit.
Annas weitere Behandlung
Anna nutzte kreative Ausdrucksformen, um ihre Gefühle und Ängste auszudrücken. Einmal malte sie ein Bild mit einer Tür, die offen stand. Dort war eine schöne neue Welt zu sehen. Hier konnte sie ihre psychische Entwicklung ausdrücken, dass sie an einem innerpsychischen Übergang in eine befreitere Emotionalität stand. Sie hatte Lust auf das jugendliche Leben!
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